Gottesdienst Exaudi 24.Mai 2020
von Pfarrer Matthias Schmidt
Musik: Uta u. Udo Follert, Matthias Schmidt, Michael Stadtherr (Konstanz)

Ablauf des Gottesdienstes als PDF

Liturgie Exaudi 2020.pdf (94,5 KiB)
MUSIK zu Beginn: J.S.Bach „Heut triumphieret Gottes Sohn“

Gruß zu Beginn

Liebe Mitfeiernde, herzlich willkommen an diesem Sonntag!

Es ist der letzte Sonntag nach Ostern vor dem Pfingstfest. Die große, unfassbare Hoffnung ist bekannt gemacht, aber wird sich damit auch etwas im Leben der Menschen ändern?

Darum geht es heute in den Bibeltexten und Gebeten. Mit der Hoffnung konkret zu werden ist immer schwer. Wir Christen laden einander ein, gerade heute das zu versuchen. Unsere Welt lässt sich ändern, wir haben einen lebendigen Gott.

 

Psalm 27 (in moderner Übertragung)

Gott ist mein Licht,

Wenn es finster ist.

Er ist mein Schutz,

wenn ich Angst habe.

Vor wem sollte ich mich fürchten?

Vor den Menschen? Vor dem Alleinsein?

Gott ist stärker.

Gott ist bei mir.

Verlass mich nicht,

zeige mir meinen Weg, begleite mich.

Wenn du bei mir bist, habe ich Mut.

Wenn du mir hilfst, bin ich stark.

Du, Gott, bist mein Licht, wenn es finster ist,

und mein Schutz in der Nacht.

Ich danke dir,

dass du mir hilfst.

KANON NL 123 “Du bist mein Zufluchtsort“

Gebet

Barmherziger Gott,
Himmel und Erde sind dein.
Wir brauchen auf deinen guten Geist,
damit er uns Leben schenkt. Leben in Gerechtigkeit und Güte,
in Frieden und Freiheit, in Hoffnung und Geborgenheit.
Sei du bei uns, damit wir bei dir sein können,
als der Vater, der Sohn und der Heilige Geist heute und alle Zeit. Amen.

 

Lesung Jeremia 31,31-34

Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,

nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR;

sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein.

Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

CHORAL-Bearbeitung: „Gott des Himmels und der Erden“ (EG 445)

Predigt Jeremia 31,31-34

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn und Heiland, Jesus Christus! Amen.
 
Liebe Gemeinde,
Wenn Sie sie sich ein neues Herz wünschen dürften, welches hätten Sie gern? Das ist selbstverständlich nur eine hypothetische Frage, wobei heute es ja medizinisch enorme Möglichkeiten gibt.
 
Einige wären sicher froh, wenn sie ein physisch voll belastbares Herz bekämen, mit dem es sich wieder Treppen steigen, längere Wege laufen, Fahrrad fahren, tanzen und ohne Medikamente leben ließe.
 
Natürlich geht es bei meiner Frage nicht in erster Linie um körperliche Sachen. Wer hat sich nicht schon gewünscht, ein neues Herz zu bekommen, wenn er erfahren musste, dass das eigene Herz versagen kann, er erschrocken festgestellt hat: Hier habe ich dem Leben nicht standgehalten, bin böse geworden, habe mich abgewendet, war unfähig zu lieben, zu vertrauen, habe meinen Mut verloren, habe mich tief geirrt.
In solchen Situationen, wünscht man sich ein neues, besseres Herz, eines, das mehr aushält. Man wünscht es sich umso mehr, wenn man Menschen kennt, die das mit ihrem Herzen offenbar können.
 
Die Propheten des Volkes Israel haben uns überliefert, wie es um das Herz der Menschen ihrer Zeit stand. In vielen ihrer Reden erzählen sie, wie sie den Regierenden aber auch den einfachen Leuten den Puls gefühlt und was sie dabei wahrgenommen haben. Immer wieder müssen sie feststellen, wie sie Gottes Angebot, Leben in einem frohen Glauben und mit guten Regeln nicht wahrnehmen. Ihre Herzen wollen einfach nicht durchhalten.
„Was soll werden?“ fragen die Propheten Gott. „Wird dein Volk es irgendwann einmal schaffen?“
 
Jeremia, einer von ihnen, sieht, wie die Verhältnisse im Land zusammenbrechen, Lebenschancen dramatisch verschwinden. Er weiß: daran sind nicht nur äußere Umstände schuld. Besonders innere Gründe haben dazu geführt. Moralisch, kulturell und religiös sind die Menschen am Ende.
 
Inmitten des unaufhaltsamen Niedergangs beginnt er ein Wort der Hoffnung zu hören: Gott wird an den Herzen der Seinen etwas tun. Er wird sie verändern. Er wird sein Gesetz in das Herz der Menschen schreiben, es ihnen nicht mehr nur vorgeben, sondern es zum Teil ihrer selbst, ihnen zur Herzenssache machen.
 
Ezechiel, ein Prophet, der wenige Jahre später in den Trümmern des Niedergangs lebt und darum weiß, dass das für lange Zeit so bleiben wird, hört sogar von Gott, dass er den Menschen ein ganz neues Herz geben wird. „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.“, spricht Gott zu ihm.
 
Was ist aus diesen Verheißungen geworden? Waren sie nur Trostbilder in aussichtsloser Lage, Strohhalme für verzweifelte Seelen ?
 
Noch immer nehmen wir von Zeit zu Zeit Herzprobleme wahr - bei den Mächtigen, den Normalverbrauchern wie bei den Ohnmächtigen. Wir erleben gerade, dass es für unsere Kultur und unseren Glauben tiefgreifende Neuanfänge geben muss, die mehr sind als Therapie an den Symptomen. Im Herzen unserer Lebensweise muss sich etwas ändern.
Es gibt überraschend viele Stimmen, die das unerwartet aussprechen. Da sagen Wirtschaftsleute den Politikern: „Zahlen Sie nicht einfach viel Geld um zu helfen, sondern überlegen sie, wo das nachhaltig wirkt. Zahlen Sie vielleicht sogar weniger, aber suchen sie danach, wo es nachhaltig ist. Stützen sie nicht den Konsum! Befördern sie den Wandel! Das Herz ist jetzt wichtiger als die Extremitäten...“
 
Da sagt ein prominenter Atheist: „Ich ich glaube zwar nicht an Gott, aber ich möchte in keiner gottlosen Gesellschaft leben.“
 
Solche Äußerungen zeigen an: Wir haben Herzprobleme und es gibt den Wunsch, dass sich in der Mitte unserer Existenz etwas ändert.
Wie soll das gehen, wenn der Ungläubige nicht im Herzen vom Glauben der anderen erreicht und so in seiner Sehnsucht gestillt wird?
 
Wie ist das mit Gottes Versprechen? Gibt es ein neues Herz für uns?
 
Als Christen dürfen wir uns sicher sein: Er hat es nicht vergessen. Er hat es wahr gemacht. Es gibt dieses neue Herz und den neuen Geist.
Er hat es etwas anders gemacht, als es die Propheten gehört haben. Er hat dem Menschen sein Herz gelassen und auch seinen Willen, hat nicht einfach etwas ausgetauscht, wie es bei einer Transplantation geschieht.
 
Durch Jesus Christus hat er zwei Möglichkeiten gegeben, mit diesem alten Herzen und dem alten Geist das Leben neu und am Ende voll zu bestehen:
 
„Wo dein Herz aufhört zu schlagen, tritt mein Herz für dich ein, da gebe ich dir mein Herz,“ bietet er in Jesus an. „Ich will, dass du lebst!“ spricht er und und schenkt dem sein Herz, dessen eigenes gerade nicht lebenstauglich ist. „Ich habe ein Herz für Mutlose, Versager und Schuldverstrickte, für Taugenichtse und Übeltäter, für alle, die mit dem Leben nicht klarkommen. Ihr könnt mein Herz in Jesus Christus in Anspruch nehmen, bis euer Herz wieder anfängt gut zu schlagen.“
 
In der Medizin hat man im 20.Jahrhundert die Herz-Lungen-Maschine entwickelt. Dank dieser konnten und können viele Menschen an ihrem Herzen operiert werden und leben.
Gott bietet unseren versagenden Herzen sein Herz in Jesus Christus an. Wir müssen nicht zu Grunde gehen an unseren Fehlern, wir können immer wieder heil werden. Wir dürfen und sollen ihn in unserer Schwäche ganz in Anspruch nehmen. „Mein Herz ist da für Dich und hält das aus!“ spricht Gott.
 
Nach einer schweren Operation - so hat man es in der Medizin erkannt - braucht es nicht nur körperliche Genesung. Während der Nachbehandlung bieten gute Kliniken auch geistige und seelische Hilfe an. Die Ärzte wissen: körperliche Gesundheit ist nicht alles. Wer mit frohem Herzen lebt, lebt länger.
 
„Er wird einen neuen Geist, neuen Sinn fürs Leben geben,“ hört der Prophet.
 
Auch das bietet Gott uns in Jesus Christus an. Wer sein Wort hört, wer sich mit seiner Offenbarung, mit dem Evangelium beschäftigt, dessen Herz wird neu schlagen, er entdeckt neuen Sinn für sich.
Gute Herztherapien begnügen sich nicht damit, das geheilte Herz zu schonen. Sie regen es an und suchen danach, ihm positiven Stress aufzulegen.
 
Wer heute auf Jesus Christus hört, bekommt Stress - „positiven Stress“ - und wer ihn ernst nimmt, sogar eine ganze Menge. Nicht selten sogar dort, wo er am meisten angesprochen wird, in seiner Kirche.
 
„Gott wird Herzen erneuern“, hören die Propheten in einer Zeit, die schwere Herzprobleme hatte.
 
Vertrauen wir darauf! Er hat auch unsere Zeit, er hat auch uns im Blick und: Er hat schon längst begonnen, an unseren Herzen zu arbeiten.
 
Der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus!
Amen.

 

CHORAL-Bearbeitung: „Verleih uns Frieden gnädiglich“ (EG 421)

Fürbittengebet

Herr Jesus Christus:
 
Wir bitten um den Geist des Trostes und der Hoffnung
Für alle, die traurig sind, für alle, um die es still geworden ist, für alle, die für sich selbst zu wenig Hoffnung finden: Berühre du ihre Herzen mit deinem guten Geist.
 
Wir bitten um den Geist der Freude.
Für alle, die schwere Arbeit leisten, für alle Lehrenden, für alle Pflegenden, für alle, die dein Wort verkündigen: Berühre du ihre Herzen mit deinem guten Geist.
Wir bitten um den Geist der Gemeinschaft und Solidarität.
Für alle, die Verantwortung tragen in Politik und Wirtschaft. und ebenso auch für alle, die miteinander leben als Nachbarn, Arbeitskollegen oder Freunde oder Verwandte. Berühre du ihre Herzen mit deinem guten Geist.
 
Wir bitten um den Geist der Wahrheit.
Für alle, die sich Sorgen um die Zukunft machen, Fragen stellen, Antworten und gefunden haben. Für Kritiker, Parteien, Journalisten und Wissenschaftler, für Leitende in Kirchen und Religionsgemeinschaften: Berühre du ihre Herzen mit deinem guten Geist.
 
Wir bitten um den Geist des Vertrauens und des Friedens
besonders für die Völker, die unter Gewaltherrschaft und Krieg leiden.
Berühre du die Herzen mit deinem guten Geist.

SEGEN

Geh mit der Einsicht,
dass Gott Dich durch Jesus Christus bei deinem Namen gerufen hat
und du zu ihm gehörst.
 
Geh mit der Absicht,
ihm deinen Dank zu sagen mit Worten und Taten.
 
Geh mit der Aussicht,
dass er durch Jesus Christus und seinen Heiligen Geist
bei Dir ist bis ans Ende der Welt.

MUSIK zum Ausgang, A.Vivaldi: „Konzert für 2 Trompeten“, 1.Satz