Gottesdienst Sonntag Palmarum 05.04.2020
von Pf.i.R. Reinhold Gestrich
Musik: Udo u. Uta Follert, Christian Schmidt, Matthias Schmidt

Bibeltext: Markus 14,3-9

Christus trägt die Dornenkrone auf dem Weg zum Kreuz. Corona, das Virus mit der Kronenform, versetzt die Welt in Schrecken. Mich persönlich erschütterte am meisten die Nachricht, dass in Italien 61 Ärzte und Ärztinnen in den letzten beiden Wochen ihr Leben verloren haben. Im Dienst an den Infizierten erkrankten sie selbst und starben. Vielleicht konnten sie sich nicht retten, weil nicht genug Schutzkleidung vorhanden war. Oder es war ihre dringende Hoffnung, Schwerkranke zu retten, welche sie dazu führte, nicht genug auf sich selbst achteten. Immer wieder spricht die Bibel von der ‚Krone des Lebens‘, die denen verheißen wird, die bereit waren, ihr Leben hinzugeben - aus Liebe. Aber ‚Corona‘ ist ein schreckliches Virus, so, wie wir es auf der Welt noch nicht erlebten.

 

Christus trägt die Dornenkrone auf dem Weg zum Kreuz. Zum Palmsonntag haben wir in diesem Jahr als Bibeltext die Geschichte von einer unbekannten Frau, die kurz vor der Passion zu Jesus kam und ihn mit kostbarem Nardenöl salbte. Das Fläschchen mit der wohlriechenden Essenz muss ein kleines Vermögen wert gewesen sein. Es heißt: Viele wunderten sich über die verschwenderische Tat der Frau und einige murrten. ‚Ach, wie viele Arme hätte man dem Geld unterstützen können‘, sagten sie. Jesus verteidigt die Frau: ‚Sie hat mich im Voraus für mein Begräbnis gesalbt‘, sagte er. Die Geschichte bildet ab, dass da ein Mensch aus Liebe und Dankbarkeit genau das tut, was eigentlich Jesus selbst für uns zu tun bereit war. Die Frau verschwendet das Kostbarste, gibt alles hin, was sie hat, um so zu zeigen, dass sie versteht, was Jesu Sterben für uns bedeutet: Sie versteht dankbar Gottes verschwenderische Liebe, die sich ereignet durch die Hingabe des Kostbarsten, des Lebens, durch das Leiden von Golgata, welches ja ein Leiden von beiden ist, des Sohnes und seines Vaters.

 

Christus trägt die Dornenkrone auf dem Weg zum Kreuz. Betrachten wir das heute beigefügte Bild! Man sieht den unterm Gewicht des Kreuzes gefallenen Jesus mit seiner Krone und eine Frau mit Kopftuch, die zu ihm hinschaut. Im Hintergrund dieser Wirbel aus roter Farbe! Für mich stellt der Hintergrund vielleicht einen Fingerabdruck dar, in Blut getaucht, oder es ist ein Symbolbild des großen Schmerzes und Leides, oder es ist die Darstellung der verschwenderische Liebe. Ich lade Sie ein, zu sehen, was Sie selbst in dem Bild erkennen. Die Frau auf der linken Seite könnte Maria sein, eine unbekannte Jüngerin, eine Flüchtlingsfrau aus Syrien, oder jene Besucherin mit dem kostbaren Nardenöl. Wenn wir uns vorstellen würden, es wäre die Frau, die Jesu Haupt gesalbt hatte, würden wir in ihrem Blick die Liebe erkennen, aber auch den Kummer um das, was da geschieht. Heute denken wir an Jesu Lebenshingabe, aber auch an das Liebesopfer der Schwestern und Ärzte, die im Dienst an den Kranken ihr Leben ließen. Herr, der Du an unserer Stelle stehst, erbarme dich unser aller!

Pf.i.R. Reinhold Gestrich

 

 

Bibeltext: Markus 14,3-9

Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt.

Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an.

Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.