Gottesdienst Misericordias Domini 26.04.2020
von Pfarrer Matthias Schmidt
Musik: Uta u. Udo Follert, Christian u. Matthias Schmidt

Ablauf des Gottesdienstes als PDF

Gottesdienst Misericordias 2020.pdf (176,7 KiB)
MUSIK zu Beginn J.S.Bach "Präludium C-Dur"

Gruß zu Beginn

Liebe Mitfeiernde, herzlich willkommen an diesem zweiten Sonntag nach Ostern!

Der Name "Misericordias Domini" heißt übersetzt: Gottes Barmherzigkeit. Um die Zuwendung Gottes zu den Menschen zu beschreiben, bedient sich die Bibel des Bildes vom guten Hirten. Im Gegensatz zu den "schlechten" Hirten tritt er selbst für die Herde ein, kümmert sich unter Einsatz all seiner Kräfte, verzichtet darauf, seinen Dienst nur als "Job" anzusehen oder gar die Aufgabe zum eigenen Vorteil oder zur Selbstermächtigung einzusetzen. Er weidet nicht sich, er weidet alle, die ihm anvertraut sind.

Es geht nicht um eine Hirtenidylle, in der Gott mit permanenten Streicheleinheiten für "seine Schäfchen"  sorgt, sondern um seinen Einsatz für das Leben. Dazu gehört auch, dass er seine Herde zurechtweist. Der gute Hirte vergisst seinen Stab nicht, aber gebraucht ihn wie alles andere dazu, das Leben zu schützen und befördern.

Er wird zum Vorbild für alle, denen auch heute Leben anvertraut ist.

 

Psalm 23

Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
auch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
MUSIK G.F.Händel "Bourrèe"

Gebet

Gott des Lebens,
du hast deinen Sohn Jesus Christus für uns zum Leben erweckt
und zum guten Hirten auch unserer Kirche gemacht.
Dafür danken wir dir und bitten dich:
Gib, dass wir seine Stimme hören, uns von ihm leiten lassen.
Lass uns seine Obhut, seinen Anspruch und seine Kraft spüren.
Hilf uns, die von ihm geschenkte Freiheit anzunehmen
und mit Freude unser Leben gestalten.
Das bitten wir dich, der du lebst und regierst als der Vater,
der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
KANON NL 123 "Du bist mein Zufluchtsort"

Evangelium aus Johannes 10,11f.

Jesus Christus spricht:

Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.
Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –,denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe.
Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich,
wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater.
Und ich lasse mein Leben für die Schafe.
Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir;
und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

Lied: EG 274 "Der Herr ist mein getreuer Hirt"

Predigt 1. Petrus 2,21-25

Der Apostel Petrus schreibt:

Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt.

Ihr wisst: »Er hat kein Unrecht getan; nie ist ein unwahres Wort aus seinem Mund gekommen.« Wenn er beleidigt wurde, gab er es nicht zurück. Wenn er leiden musste, drohte er nicht mit Vergeltung, sondern überließ es Gott, ihm zum Recht zu verhelfen. Unsere Sünden hat er ans Kreuz hinaufgetragen, mit seinem eigenen Leib.

Damit sind wir für die Sünden tot und können nun für das Gute leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden! Ihr wart wie Schafe, die sich verlaufen haben; jetzt aber konntet ihr auf den rechten Weg zurückgekehren und folgt dem Hirten, der euch leitet und schützt.

Liebe Gemeinde,

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn und Heiland, Jesus Christus! Amen.
 
Seit etwa einem Jahrzehnt gibt es Berufe in unserem Land, deren Stellen immer schwerer oder gar nicht zu besetzen sind. Damals unterrichtete ich in einem beruflichen Gymnasium für Hotel und Gastgewerbe, das zum einen Abitur- und zum anderen Berufsschüler als Köche, Kellner oder Hostessen ausbildete.
Innerhalb weniger Jahre veränderten sich die Anteile dramatisch. Waren es erst viele, die einen der Berufe lernen wollten, gab es bald nur noch bei den Abiturenten eine Nachfrage.
Dienst in einem Hotel oder in der Gastwirtschaft zu leisten, war nicht mehr attraktiv.
Bei anderen Berufen ist es heute ähnlich. Liegt das nur an der Bezahlung? Dienstleistung, Fürsorge und Pflege sind Gründe, an den sich heute junge Menschen eher gegen eine Perspektive in einem Beruf entscheiden.
Der Apostel Petrus hält die Menschen seiner Zeit an, ihre Maximen zu überprüfen. „Folgt Jesus Christus nach! Lebt, wie er gelebt hat! Werdet gute Hirten!“
 
Dieser Beruf ist inzwischen nahezu ausgestorben. In unserer urban und industriell geprägten Welt gibt es nur noch wenige Räume für Schafherden und kaum Bedarf an deren Wolle und Fleisch. In der Landschaftspflege gibt es inzwischen etwas mehr Nachfrage. Wenn die Versteppung zum Problem werden sollte, könnte diese Wirtschaft eine Alternative für die Landwirtschaft sein...
Der Hirtenberuf wird aber bestimmt kein Massenberuf mehr werden, wie das zu biblischen Zeiten so war.
 
„Werdet gute Hirten!“
 
Es ist klar, dass damit nicht der Beruf gemeint ist, sondern eine Haltung, ein Umgang mit dem Leben.
Ein guter Hirte ist bereit, dem Leben zu dienen, es zu schützen, die anvertraute Herde so zu leiten, dass sie wächst, stark genug ist, auch Durststrecken zu überstehen.
 
Dazu braucht es eine ganze Reich Fähigkeiten:
 
Rechtschaffenheit, Sinn für die Wahrheit, Konfliktfähigkeit, Gottvertrauen und Hingabe.
 
In der gegenwärtigen Krise, geht es jetzt buchstäblich „um das Wohl der Herde“ und wir bekommen wieder eine Vorstellung, von dem was alles dazu gebraucht wird.
 
Mit Tricks ist es nicht getan. Wahrheiten zu leugnen, bringt größte Gefahren, Menschen nur zum Schein mit Konflikten zu beschäftigen, hilft nicht weiter. Es braucht gründliche Auseinandersetzung.
 
Es braucht noch mehr: Einsicht in die eigenen Grenzen, die Demut, das Vertrauen nicht nur auf sich selbst zu setzen. Sie hilft die Freiheit zu bewahren, ohne die eine Herde bald böse wird, gegen Barrieren und Zäune anrennt oder Pflöcke herausreißt.
 
Und es braucht besonders jene, die mit Hingabe sich der Herde annehmen.
 
„Werdet gute Hirten und nehmt euch ein Beispiel an Jesus Christus!
Gebt euch so in eure Aufgaben hinein!“
 
Es ist gut, dass sich so viele, Regierende aber auch Dienstleistende, Pflegende, Erziehende und Fürsorgende in unserem Land in dieser Haltung mit der Krise beschäftigen, sich nicht nach hinten stellen und aus sicherem Abstand ihren Job machen, sondern sich hineingeben und Lasten auf sich nehmen, die andere nicht tragen können und so auch nicht tragen müssen.
 
Es ist gut, dass die Mehrheit der Menschen dies sieht und nicht schon bald wie gewohnt mit allgemeinem Gemecker antwortet.
 
„Werdet gute Hirten!“
 
Vielleicht werden bestimmte Berufe ja wieder attraktiver, wenn wir jetzt mehr davon wissen, was „die Herde“ auf lange Sicht wirklich braucht.
Auf jeden Fall wird es uns gut tun, wenn jeder etwas mehr von diesem Handwerk versteht und es dort einsetzt, wo er heute Verantwortung hat.
 
Der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus! Amen.

Amen.

Lied: EG 358 "Es kennt der Herr die Seinen"
MUSIK G.F.Händel "Menuett"

Fürbittengebet

Herr Jesus Christus, guter Hirte,
du bietest uns deine Obhut und Leitung an.
Lass uns in diesem Vertrauen und Auftrag jeden Tag neu leben.
Rufe uns immer wieder heraus aus Selbstgerechtigkeit und Gleichgültigkeit.
Lass uns für eine gerechtere und friedliche Welt eintreten und unsere Kräfte ganz einsetzen.
 
Wir bitten dich für alle die Verantwortung in Kirche, Gesellschaft und Familie tragen:
Sei ihnen nahe, damit sie ihre Verantwortung in deiner Liebe gründen. Bleib mit ihnen im Gespräch.
 
Das bitten wir dich besonders für alle, die schnell überfordert werden Für Regierende, Leitende, Lehrende und Erziehende, für alle, die in ihrer Verantwortung vielen und vielem gerecht werden müssen.
 
Laß sie deine Gegenwart erfahren in deinem Wort und der Hilfe derer, die du durch deinen Geist sendest.
 
Wir bitten dich für alle Opfer von mißbrauchter Macht, von Verantwortungslosigkeit und Selbstgerechtigkeit anderer:
 
Laß sie spüren: Sie sind nicht allein. Du bist da, als der lebendige gute Hirte, gerade dort, wo die Menschlichkeit aufhört.
Richte auf, verleih ihnen Stimme und deine Kraft. Nimm sie mit auf den Weg deines Heils.
 
Wir bitten dich, lass uns einen Umgang finden mit den großen Problemen unserer Zeit: Der unbändigen Gier nach den Gütern dieser Erde, dem Glauben an die unbegrenzte Freiheit der eigenen Person, der erneuten Versuchung Weltmacht an sich zu reißen.
 
Bewahre uns davor, einander mit Streit und Krieg zu überziehen.
Rufe uns aus aller Resignation. Stärke unser Vertrauen in deinen Weg
Lied: "Du bist der Weg und die Wahrheit und das Leben"

VATERUNSER

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

SEGEN

(im Wechsel lesen)

Der Herr segne uns
  und behüte uns.
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über uns
  und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht über uns
  und schenke uns Frieden.

MUSIK zum Ausgang G.F.Händel "Marsch"