Gottesdienst Quasimodogeniti 19.04.2020
von Prädikantin Karin Fischer
Musik: Uta u. Udo Follert, Matthias u. Christian Schmidt

Ablauf des Gottesdienstes als PDF

Liturgie Quasimodogeniti 2020.pdf (85,6 KiB)

Gruß zu Beginn

Liebe Zuhörergemeinde, herzlich willkommen an diesem ersten Sonntag nach Ostern. Er hat den Namen „Quasimodogeniti“, zu deutsch: Wie die kleinen Kinder. An diesem Sonntag trugen früher die Neugetauften nochmals die hellen Gewänder,die sie als Taufkleider in der Osternacht erhalten hatten, und wurden begrüßt als „gleichsam neu Geborene“. Dann legten sie ihre weißen Taufkleider ab. Daher trägt dieser Sonntag auch den Namen „Weißer Sonntag“.

Wir werden am heutigen Sonntag daran erinnert: Der Glaube, der an Ostern seinen Anfang genommen hat, bleibt nicht ohne Wirkung auf unser Leben. Dieses neue Leben hat seinen Ursprung in der Auferstehung Jesu vom Tod.

Lied: EG 116 "Er ist erstanden"

Psalm 116

Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der Herr tut dir Gutes.

Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den

Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.

Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.

Wie soll ich dem Herrn vergelten all seine Wohltat,

die er an mir tut?

Ich will den Kelch des Heils nehmen und des Herrn Namen anrufen.

Dir will ich Dank opfern und des Herrn Namen anrufen.

Ich will meine Gelübde dem Herrn erfüllen vor all seinem Volk

in den Vorhöfen am Hause des Herrn, in dir Jerusalem.

Halleluja!

Gebet

Gott, eine Woche ist es her, dass wir das Leben gefeiert haben.
Inzwischen hat uns der Alltag mit all den Einschränkungen wieder im Griff.
Die Auferstehung verschwimmt im täglichen Einerlei.
Dabei haben wir eine Quelle so nötig, aus der wir Kraft und Hoffnung schöpfen können.
Du weißt, wie enttäuscht wir oft sind, wie tiefe Wunden das Leben schlagen kann
und welche Rückschläge wir einstecken müssen.
Manchmal wissen wir dann nicht weiter,
sind am Ende unserer Kräfte und vom Lebensmut verlassen.
Dann brauchen wir ein Wort, das uns aufmuntert,
dann suchen wir nach einer Geste, die uns belebt,
und tasten nach einer Hand, die uns hilft.
Kyrie eleison ...

Meditation und Wochenspruch

Du Quelle des Lebens: Wie sich die Blumen
der Sonne öffnen,
so möchten wir blühen unter deiner Liebe. 

So wie das Grün
aus der Erde bricht,
möchten wir
im Glauben wachsen.

So wie die Bäume
Früchte tragen,
möchten wir
andere nähren mit Mut und Hoffnung.

Gott, weck uns zu einem Leben in Fülle
in deiner Gegenwart.

Der Wochenspruch macht uns Mut:

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

(1. Petrus 1,3)

Evangelium aus Johannes 20,19-29

Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.

Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's nicht glauben. Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Meditation

Thomas, ich kann dich gut verstehen. Du kannst nicht einfach glauben.
Du willst mit eigenen Augen sehen, mit deinen Händen fühlen, im Herzen spüren. Thomas, ich kann dich gut verstehen,
 du kannst den Worten der anderen nicht einfach glauben. Du willst dich selbst vergewissern,
 willst das Unbegreifliche begreifen,
den Sieg des Lebens mit allen Sinnen empfinden.

Thomas, ich kann dich gut verstehen; 
auch mir fällt es schwer, zu glauben, ohne zu schauen, auch ich kann kaum erfassen,
dass der Gestorbene nicht im Tode geblieben ist. Auch mich quälen Fragen und Zweifel.

Thomas, wie gern würde ich wie du verstehen.
Du durftest mit eigenen Augen das Unglaubliche sehen. Du durftest deine Finger in die Wunde legen,
mit eigener Hand die Spuren des Todes ertasten
und zugleich den Sieg des Lebens spüren.

Lied: NL 116 "Da wohnt ein Sehnen"

Predigt zu Jesaja 40,26-31

Liebe Gemeinde,

in den Ostertagen höre ich jedes Jahr bewusst den „Messias“ von Georg Friedrich Händel, besonders die erste Arie nach den Anfangsworten des Zweiten Jesaja: „Tröstet Zion, spricht euer Gott.“ Diese Worte zu Beginn des Oratoriums klingen hinein in die Dunkelheit, und sie klingen hinein in das Licht des Ostermorgens. Es sind entscheidende Worte: „Tröstet, tröstet …“ Sie sind wie ein Einbrechen von Licht in die Dunkelheit. Eine starke und rettende Zusage voll göttlicher Fürsorge: Gottes neue Zuwendung zu allen, die diese Worte hören, in deren Dunkelheit sie hereinbrechen, auch in die eigene. Und immer wieder so neu und unvermittelt wie damals, als der Prophet sie hineinsprach ins Exil der Israeliten. „Tröstet, Zion.“ Darin spricht Gott als Schöpfer. Er hat eine Welt erschaffen, der er seine Liebe, seinen Trost schenken will. Denn Tröstung ist Schöpfung, Schöpfung aus seiner Gnade und Liebe. Gott lässt den Propheten seine ganz andere Schöpfung verkünden.

 

MUSIK Händel: "Tröstet mein Volk"

 

Oft fehlt uns die Kraft, die Schwierigkeiten des Lebens zu bewältigen.

Erschöpft und niedergeschlagen neigen wir zur Resignation, besonders in der augenblicklichen Situation. Wann werden die Infektionszahlen runtergehen, die Kinder wieder zur Schule gehen können, die Geschäfte öffnen, die Betriebe wieder arbeiten? Wie lange sollen wir noch einen Mundschutz tragen, Abstand halten, den Besuch bei den Eltern verschieben?

Nicht nur wir machen gegenwärtig solche Erfahrungen, auch Generationen vor uns machten Bekanntschaft mit Pest und Cholera, mit Dürren und Überschwemmungen.

Das Volk Israel damals im Exil in Babylon – würden sie jemals in ihre Heimat zurückkehren dürfen? Doch das Unerwartete geschah.

Hören wir , was dazu bei Jesaja im 40. Kapitel steht: (Jes.40, 26-31)

Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.

Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«?

Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.

Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.

Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen;

aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Und dann brechen sie tatsächlich durch, die großen Trostworte Jesajas: „Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.“ Oder: „Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler …“ Gott schafft die Wende für Israel, sein Geschick wird sich wenden, das Exil nicht ewig dauern. Was keiner mehr erwartet hat, soll geschehen. Jesaja, der Prophet, verkündet diesen anderen Willen Gottes: Gott handelt anders als die Götter der Welt: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus.“ Wo solche Worte durchbrechen, da ahnt man etwas von Gottes Trost als schöpferischer Kraft. Wer hätte erwartet, dass der Glaube sein Exil verlassen darf? Dass die Menschen heimkehren werden zu ihren Wurzeln und Zukunft schaffen? Die Zukunft seines Trostes, die Zukunft allen Trostes. Die Ahnung davon hat er den Propheten auf die Zunge gelegt: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft.“ Das soll nicht nur nun und nur für kurze Zeit gelten. Das soll auch gelten, wenn einmal jedes Exil überwunden sein wird.

Seit letztem Sonntag können wir wieder neu hören: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn erstirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“ (Johannes 11,25f) Gottes schöpferischer Trost greift in die Zukunft., in unsere Zukunft. Was wird bei uns aufbrechen? Welches Exil dürfen wir verlassen? Die Verheißungsworte des Jesaja machen uns Mut. Wir können singen:
Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
der dich erhält, wie es dir selber gefällt;
hast du nicht dieses verspüret?

Amen.

Lied: NL 30 "Durch das Dunkel hindurch"

Fürbittengebet

Gott, letzte Woche haben wir sie wieder gehört, die alte neue Geschichte vom Sieg des Lebens über den Tod, vom Licht in der Dunkelheit, vom Stein, der ins Rollen kommt. Wir hören sie in einer Zeit, in der uns die Nachrichten über das, was in der Welt geschieht, erschüttern und fassungslos machen. Besonders vor diesem Hintergrund wollen wir uns die Botschaft noch einmal gegenseitig zurufen und zusingen:

Der Herr ist auferstanden (EG 118)

Wir bitten Dich: Lass diese Geschichte neu werden in unserer Welt. Dass wir aus den Verstrickungen der Gewalt ausbrechen. Dass wir für das Leben und gegen den Tod aufstehen. Wir wollen uns die Botschaft noch einmal gegenseitig zurufen und zusingen:

Der Herr ist auferstanden

Wir bitten Dich: Lass diese Geschichte neu werden in unserer Gemeinde. Dass mitten unter uns die Sehnsucht nach einem anderen Leben geweckt wird. Dass wir Gemeinschaft erleben und füreinander einstehen. Wir wollen uns diese Botschaft noch einmal gegenseitig zurufen und zusingen:

Der Herr ist auferstanden

Wir bitten dich:für die Kranken und Sterbenden, dass sie in ihrem Leid nicht allein gelassen werden; und für alle, die sich um Menschen kümmern, die Hilfe brauchen, damit sie die passenden Worte finden und das Rechte tun. Wir wollen uns diese Botschaft noch einmal gegenseitig zurufen und zusingen:

Der Herr ist auferstanden

Wir bitten dich für alle, die sich Gedanken über die Zukunft machen. Lass sie Gleichgesinnte finden, die sie unterstützen, ihre Gedanken zu verwirklichen; für alle Christen, dass es ihnen gelingt, deiner frohen Botschaft mit Worten und Taten Gehör zu verschaffen. Wir wollen uns diese Botschaft noch einmal gegenseitig zurufen und zusingen:

Der Herr ist auferstanden

Lied: EG 118 "Der Herr ist auferstanden"

VATERUNSER und SEGEN

VATERUNSER
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

SEGEN (im Wechsel lesen)
Der Herr segne uns
  und behüte uns.
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über uns
  und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht über uns
  und schenke uns Frieden.

Lied: EG 395 "Vertraut den neuen Wegen"