Gottesdienst Rogate 17.Mai 2020
Ablauf des Gottesdienstes als PDF
Liturgie Rogate 2020.pdf (53,7 KiB)MUSIK zu Beginn: "The Rose", Anton Hirschmüller
Gruß zu Beginn
Sich bittend und betend an Gott wenden, ist Thema und Praxis dieses Sonntags, seinen Charakter und Namen hat er von der Tradition der Bittprozessionen geerbt, die schon in der Alten Kirche an diesem Tag stattgefunden haben - Rogate! Bittet!
Psalm 95
Kommt herzu, lasst uns dem HERRN frohlocken
und jauchzen dem Hort unseres Heils!
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen
und mit Psalmen ihm jauchzen!
Denn der HERR ist ein großer Gott
und ein großer König über alle Götter.
Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde,
und die Höhen der Berge sind auch sein.
Denn sein ist das Meer, und er hat's gemacht,
und seine Hände haben das Trockene bereitet.
Kommt, lasst uns anbeten und knien
und niederfallen vor dem HERRN, der uns gemacht hat.
Denn er ist unser Gott
und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand.
Gebet
Lesung 1.Timotheus 2,1–6a
So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue
Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen,
für die Könige und für alle Obrigkeit,
damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können
in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.
Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland,
welcher will, dass alle Menschen gerettet werden
und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Denn es ist ein Gott
und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen,
nämlich der Mensch Christus Jesus,
der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle.
LIED NL188 „Heilig, heilig, heilig“
Predigt Matthäus 6,5-15
Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Liebe Gemeinde,
„Eines Christen Handwerk ist Beten“ sagt Martin Luther. „Wie ein Schuster einen Schuh macht und ein Schneider einen Rock, also soll ein Christ beten“. Schneider und Schuster sind heutzutage keine gängigen Berufe mehr, und nicht nur sie. Viel hat sich seit Luthers Tagen verändert. Aber das Beten bleibt die Kernaufgabe der Christen. Ob sie nun die Hände dazu falten und es mit dem Handwerk wörtlich nehmen oder nicht: Auf das Beten lässt sich nicht verzichten. Doch wie soll man beten? Und wie nicht? Jesus geht darauf in den drei Kapiteln ein, die uns im Matthäus-Evangelium unter dem Begriff „Bergpredigt“ überliefert sind. In ihr finden sich Kernstücke unseres Glaubens, die Seligpreisungen, das Gebot der Feindesliebe und mittendrin das Vaterunser. Jesu sagt uns, wie wir beten sollen: (Matthäus 6, 5-15)
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen.
Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.
Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.
Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.
Darum sollt ihr so beten:
Unser Vater im Himmel!Dein Name werde geheiligt.Dein Reich komme.Dein Wille geschehewie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brotgib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,sondern erlöse uns von dem Bösen.Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
Jesus geht zuerst auf die Haltung zum Beten ein. Dabei geht es nicht um die Körperhaltung, also ob wir sitzen, stehen oder knien, ob wir die Hände falten oder erheben. Haltung kann auch die persönliche Einstellung bedeuten. Hinter einem bestimmten Auftreten kann sich eine bestimmte Einstellung verbergen. Wer den Kopf besonders hoch reckt, kann sich höher einschätzen, wer ihn hängen lässt, traurig oder mutlos sein. Das äußere Erscheinungsbild kann Ausdruck einer inneren Haltung sein. Jesus hat die Menschen immer wieder genau beobachtet. Er sieht Leute, die ihr großes Opfer ausposaunen lassen und eine arme Witwe, die ohne Aufhebens ihr letztes Geld gibt.
Er sieht Männer, die von außen betrachtet beeindruckend auftreten, wenn sie beten. Aber Jesu sieht tiefer. Er sieht hinter die Fassade und sieht, was gespielt wird. Heuchler, wörtlich Schauspieler nennt er die Menschen, die das Gebet zur Selbstdarstellung nutzen. Sie möchten bewundert werden.
Genauso falsch wäre es, Gott durch viele Worte beeindrucken zu wollen. Plapperer nennt Jesus solche Leute. Was steckt dahinter? Viele Worte – wie wir heutzutage sagen – lange Rede kurzer Sinn? Oder viel plappern und viele Worte helfen viel? Beide, der Schauspieler und der Plapperer denken in die falsche Richtung. Sie denken von Gott viel zu klein. Aber Gott ist unendlich größer. Er sieht, wohin unser Auge nicht reicht. Er sieht in das Verborgene. Er sieht uns, bevor wir uns selbst oder irgendein anderer Mensch uns gesehen haben: „Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereit war“ staunt der Betende in Psalm 139.
Jesus rät, in den einzig verschließbaren Raum, die Abstellkammer zu gehen, weil es nicht auf die Blicke, auf die Gunst oder Zuneigung anderer ankommt. „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an.“ Gott sieht tiefer und hört früher. Noch bevor wir den Mund aufmachen, weiß er, was wir brauchen. Wenn man einen Menschen gut kennt, gelingt es einem hin und wieder, ihm einen Wunsch an den Augen abzulesen, noch bevor er ihn ausgesprochen hat. Noch viel mehr trifft das auf Gott zu. Der Schöpfer kennt seine Geschöpfe. Auch darauf weist Jesus in der Bergpredigt hin. Wenn Gott sich so großzügig und wunderbar bis ins kleinste Detail kümmert, wie es die Lilien auf dem Felde zeigen, wie sollte er dann seinen Menschen vernachlässigen.“
Wie wir beten, ist also wesentlich davon geprägt, wer Gott für uns ist. Jesus denkt groß von Gott. Er spricht von ihm als Vater. Vater – so redet Jesus selbst Gott an, wenn er betet. Auch seine Jünger nimmt Jesus in seine Vaterbeziehung mit hinein. Mit dem Vaterunser beten wir nicht allein und nur für uns selbst. Wir sind in eine weltweite Gemeinschaft des Betens hineingenommen. In vielen Kirchen und Sprachen wird es gebetet. Wir gehören über die Grenzen hinaus zusammen. „Das Gebet, das die Welt umspannt“, wird darum das Vaterunser genannt.
Mit dem Vaterunser zeigt uns Jesus das Wesen des Betens. Wie ein Kind zu seinem Vater kommt, so dürfen wir zu Gott kommen. Es gibt keine Barrieren und keine Hemmschwellen, keine Hindernisse und keine Formalien, die im Wege stünden. Der Weg ist frei. Beten ist vom Vertrauen getragen. Aus dem unbedingten Vertrauen zu Gott hat Jesus gelebt. Als seine Jünger erkundet hatten, was unter den Fünftausend da war, die Jesus zugehört hatten und ihm melden: „Fünf (Brote) und zwei Fische“, da nahm Jesus sie, sah zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, dass sie ihnen austeilen. Sein erster Blick gehörte dem Vater. Er wird hier mit „Himmel“ umschrieben. Jesus vertraut darauf, dass Gott handelt und hilft. Mit dem Vertrauen nimmt er uns in sein ureigenstes Vertrauen hinein. Alles, was wir beten, ist von diesem Vertrauen umschlossen.
Nach dem Amen ist noch nicht Ende. Nochmals geht es um das Thema der Vergebung. Im Vaterunser ist es die einzige Bitte, die mit einer Bereitschaft unsererseits verbunden ist. „Wie Gott mir, so ich dir“ könnte man formulieren. Freilich stehen wir ungleich mehr in Gottes Schuld als es ein Mensch je bei uns sein könnte. Aber Vergebung empfangen und Vergebung weitergeben gehören untrennbar zusammen. In der Familie, in der Gemeinschaft, für die Mitmenschen.
Das Vaterunser wird nunmehr seit fast 2000 Jahren überliefert und gebetet, ich hoffe dass es noch lange in der Zukunft gebetet wird. Beten ist noch nicht aus der Mode gekommen. Ob alleine im stillen oder in der Gemeinschaft. Gott danken dürfen für das Gute, Gott bitten dürfen in der Not – Vergebung erhalten und weitergeben, ist wie ein Geschenk.
„Eines Christen Handwerk ist Beten“, haben wir am Anfang gehört. Am heutigen Sonntag Rogate werden wir wieder daran erinnert.
Der Friede Gottes welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
LIED NL84 "Vater unser im Himmel"
Fürbittengebet
Gott unser Vater,
dein Sohn Jesus Christus hat uns gesagt,
wie wir beten können.
So kommen wir in seinem Namen und bitten dich:
Mache deinen Namen überall in der Welt geachtet
und bekannt.
Lasse dein Reich anbrechen und sich ausbreiten,
unter uns und auch durch uns,
dass Friede und Gerechtigkeit blühen
und deine Liebe siegt.
Dein guter und gnädiger Wille setze sich durch
gegen alle Machenschaften und Pläne,
die gegen deine Geschöpfe geschmiedet werden.
Gib uns, was wir zum Leben brauchen.
Für alle Menschen, besonders für die,
die hungern und leiden, bitten wir dich um Nahrung
und Auskommen, um ein gesundes Klima und Frieden.
Du vergibst uns unsere Schuld.
Hilf uns, auch mit unseren Nächsten gütig und großzügig
zu sein, ihnen zu vergeben anstatt etwas nachzutragen.
Bewahre uns davor, dir abzusagen
und woanders unsere Rettung zu suchen.
Erhalte uns im Glauben an dich
und in der Liebe zueinander.
Du bist unser Vater. Du siehst uns und hörst uns,
heute und alle Tage -
Gemeinsam beten wir wie uns unser Herr Jesus Christus zu beten gelehrt hat:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.